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Grüner Hahn nimmt Fahrt auf

Wie können wir in unserer Kirchengemeinde nachhaltiger und umweltfreundlicher handeln? Das ist eine der zentralen Ziele des Umweltmanagementsystems „Grüner Hahn“. Die Butzbacher Markusgemeinde und die Evangelische Kirchengemeinde am Butzbacher Hausberg haben sich auf den Weg gemacht, nachhaltiger zu werden.

Umwelt- und Klimaschutz sind wichtig. Christinnen und Christen sprechen dabei von der „Bewahrung der Schöpfung“. Sie ist eine zentrale Aufgabe der Kirche. Doch wie kann sie gelingen?

Geleitet von diesem Auftrag und angesichts der Dringlichkeit der Lage startete unter Federführung von Christoph Baumann (Markusgemeinde Butzbach), Cornelia Hankel (Kirchengemeinde am Butzbacher Hausberg) und Birgit Müller (Kirchengemeinde Cleeberg-Espa) das Netzwerk „Klima & Kirche in der Region“. Alle drei waren sich einig: „Wir müssen als Gemeinden etwas tun! Angesichts der drohenden Katastrophe können wir nicht Nichts tun.“ Neben einem Stammtisch organisiert das Netzwerk diverse Veranstaltungen. Im vergangenen Jahr fand etwa eine vegane Lebensmittelmesse in Nieder-Weisel statt, mehrere Waldexkursionen mit Försterin Beate Wenzel oder ein Klimanachtgebet. Auf dem Butzbacher Marktplatz informierten auf Einladung des Netzwerks Experten zum Thema Balkon-Photovoltaikanlagen. Am 26. Mai ist ein Aktionstag zum Thema Boden am Waldhaus Cleeberg geplant.

Nun folgt der Grüne Hahn. Das Umweltmanagementsystem hilft dabei, nachhaltiges Handeln und damit die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung in kirchlichen Strukturen und Arbeitsabläufen zu verankern. Durch gemeinsam festgelegte Ziele, verbunden mit klaren Zuständigkeiten, werden stetige Verbesserungen erreicht, z.B. beim Verbrauch von Energie und Wasser, bei den Außenanlagen oder beim Einkauf.

Ein erster Schritt war die Formulierung und Veröffentlichung der Umweltleitlinien. Außerdem hat in beiden Gemeinden eine Auftaktveranstaltung stattgefunden, um über das Projekt zu informieren. Die Umweltteams kommen regelmäßig zusammen, um die nächsten Aufgaben zu besprechen und sich auszutauschen. Begleitet werden sie von Alexandra Rinn. Sie ist ehrenamtliche, kirchliche Umweltauditorin und begleitet Kirchengemeinden durch den Grünen Hahn.

Umweltmanagement ist keine kirchliche Erfindung: „Der Grüne Hahn“ erfüllt internationale Norm-Vorgaben sowie die Europäische Öko-Audit-Verordnung EMAS und geht damit über den gesetzlich geforderten Umweltschutz hinaus. „So trägt unsere Kirche dazu bei, dass die Erde für kommende Generationen bewohnbar bleibt“, sagt Pfarrer Christoph Baumann. „Wenn wir den Gedanken der Bewahrung der Schöpfung weitergeben wollen, müssen wir uns fragen, ob wir diesem Ziel selbst genügen.“ Im Evangelischen Dekanat Wetterau hat sich auch die Ev. Christuskirchengemeinde in Bad Vilbel auf den Weg gemacht, den Grünen Hahn umzusetzen.

In den Butzbacher Gemeinden läuft gerade die Bestandsaufnahme. So wird der Heizenergie-, Strom- und Wasserverbrauch regelmäßig erfasst, um dann nach einer Analyse der Daten – zum Beispiel in welchen Monaten besonders viel verbraucht wird und warum - mögliche Reduzierungen zu erarbeiten. Außerdem hat eine Begehung aller Gebäude stattgefunden. Aber auch Veranstaltungen der Kirchengemeinden oder Fragen der Mobilität werden betrachtet.

 „Um möglichst zielführend zu arbeiten, ist es wichtig herauszufinden, welche Bereiche den größten Einfluss aufs Klima haben und ob bzw. wie stark diese Bereiche überhaupt beeinflusst werden können“, erklärt Alexandra Rinn. Dabei hilft etwa die Portfolioanalyse. Aber auch ein Rechts-check, das Erstellen eines Organigramms sowie eines konkreten Zeitplans stehen auf der To-do-Liste. Diese „Fleißarbeit“ ist nicht für jeden etwas. „Manche Mitglieder des Umweltteams bringen sich dann ein, wenn es um die praktische Umsetzung einer Maßnahme geht“, erzählt Cornelia Hankel. „Das ist aber auch vollkommen in Ordnung, jeder bringt sich mit seinen Stärken und Talenten ein.“ 

In der Markusgemeinde sind zum Beispiel schon digitale Thermostate an den Heizkörpern angebracht worden, um den Gemeinderaum passgenau heizen zu können. Im Kirchhof steht außerdem ein „Fairteiler“: Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können und die nicht durch die Tafeln übernommen werden, werden dort an Interessierte „fairteilt“. 

„An der Ev. Kirche in Nieder-Weisel werden Regentonnen aufgestellt um gerade im Sommer Regenwasser für die Bewässerung der Grünanlage zu nutzen“, erklärt Sven Walter, der Mitglied im Kirchenvorstand und im Umweltteam ist. Außerdem soll ein Blühstreifen entstehen. Es gab bereits eine Müllsammelaktion mit der Kinderkirchen-Gruppe und das Mittagessen beim Gemeindefest stehen auf dem Prüfstand. 

Bestimmte Pflichtaufgaben müssen erledigt werden, um am Ende das Zertifikat verliehen zu bekommen. „Aber“, sagt Pfarrer Christoph Baumann, „hier gilt auch: der Weg ist das Ziel. Die Zertifizierung ist ein schöner Bonus, aber für uns stehen die Veränderungen vor Ort im Vordergrund.“

 

Zusatz:

Nach bisherigen Erfahrungen können mit dem Grünen Hahn bis zu 10% weniger Restmüll, bis zu 20% weniger Wasserverbrauch, bis zu 30% weniger Wärmeenergieverbrauch (Heizung) und bis zu 40% weniger Stromverbrauch durch die schrittweise Veränderung des Handelns erreicht werden.


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